Die landläufige Meinung, dass die große Liebe möglich ist, Menschen für immer zusammenbleiben und am Ende mit genügend Arbeit alles gut wird, ist ein Trugschluss den die Monogamie-Kultur, Medien und die christliche Kultur vormachen.
Viele Menschen erleben jedoch, dass die Liebe irgendwann schwindet, Paare doch nicht zusammenpassen und Leben(sziele) sich auseinander entwickeln. Die Scheidungsrate von Paaren lag 2023 bei knapp 36 Prozent (Statistisches Bundesamt, 2024).
Einige pädagogische und psychologische Theoretiker haben versucht die Phasen einer Liebesbeziehung aufzustellen. Dabei ist zu beachten, dass diese natürlich nur eine Kategorisierung darstellen, aber im realen Leben nicht eins zu eins anwendbar sind.
Die Beziehungsphasen (Weberhat):
- Die Verliebtheitsphase: In dieser Phase sind die Gedanken, Gefühle und Handlungen v.a. Von den high-machenden Hormonen geprägt, die das Verliebtheitsgefühl in uns auslösen. Das Paar trägt sozusagen die Rosarote-Brille und etwaige Macken werden nicht erkannt, bzw. Als etwas liebenswertes abgetab. Das ist auch gut so, denn so können sich Menschen voll aufeinander einlassen. „Die erste Phase bleibt recht oberflächlich. Die starke Verliebtheit verschließt den Blick auf tiefere Eigenschaften des Partners. Verschwindet sie, nach etwa drei bis 18 Monaten, sind manche Menschen so schockiert, dass sie die Beziehung beenden. Der zuvor perfekte Partner erscheint durch die plötzlich sichtbaren Probleme viel zu fehlerhaft.
Übersteht die Beziehung dieses Erwachen, steht eine tiefere Beziehungsphase bevor.“ (Quelle) - Realitätscheck: Nach der Verliebtheit kommt der Schock der Realität, und die ersten Macken, Eigenheiten und Absonderlichkeiten der Beziehungsperson werden sichtbar. Zumeist werden Probleme ungeschönt in Konflikten ausgetragen und entweder geht das Paar in die Veränderung, oder aber es kommt zur Trennung.
- Kamp der Gegensätze: Aufgrund des Realitätscheck wird an der Beziehung gearbeitet, sodass über kleine Probleme hinweg gesehen werden kann. Häufig kommen Beziehungskonstellationen in dieser Phase in Beratung, da jeweils erwartet wird, dass die Beziehungsperson sich ändert. Einen Menschen zu verändern gelingt nur bedingt, sodass die Gegensätze durch Beratung, Vorwürfe und Streit bekämpft werden sollen.
- Ich, du und Wir: Nachdem harten Kämpfen kam es entweder zur Trennung oder zu einer tieferen Beziehung mit neuem Vertrauen, und einer Ausdifferenzierung der Beziehung, die Machtkämpfe sind ausgefochten. Aus dem Wir, wird wieder ein ich und du. In dieser Phase gelingt es erfolgreichen Paaren in die Persönlichkeitsentwicklung zu kommen, jeweils Autonomiebestrebungen nachzukommen ohne sich dabei als WIR zu verlieren. Das Austarieren des ICH, DU, WIR und enthaltener Bedürfnisse, ist der große Balanceakt.
- Zuhause: In dieser letzten Phase tritt an die Stelle von Entwicklung, Kampf und Prozessierung ein tiefes Verbundenheitsgefühl, oder auch Liebe. Aus der hormonellen Verliebtheit ist tiefe Verbindung namens Liebe geworden.
Diese idealisierte Phasenkategorisierung läuft nicht immer linear, es kann Rückschritte und Ping-Pong-Effekte geben. Kommt das Paar dann zu dem Schluss das eine Trennung wahrscheinlich ist, gibt es auch hier Phasen die jedes Individuen durchläuft. Eines vorneweg, die Trauer ist ein wesentlicher Moment der Trennung, sie zu überspringen ist keine gute Idee.
Trennungsphasen:
- Verleugnung: Das kann doch nicht sein? Wir schaffen das schon irgendwie. Diese Strategie der Psyche verhindert, dass der Realitätscheck nicht nur kognitiv sondern auch emotional bei den einzelnen Beziehungspersonen ankommt.
- Ambivalenz: geht es wirklich nicht? Keine Beziehung endet klar und direkt, es gibt immer ein Stadium der Ambivalenz. Gehen oder bleiben? Welche ist die richtige Entscheidung?
- Wut: Die Wut darauf, dass eine Person sich getrennt hat, das bisherige Leben aus den Fugen gerät ist wichtig. Wut zeigt Grenzen auf wo Bedürfnisse nicht geachtet wurden, steckt voller Energie und gibt die Kraft.
- Trauer: Nachdem die Wut abgeebt ist, kommt die Trauer darüber, was durch die Beziehung verloren geht. Das kann die Trauer um das bisher gemeisam gelebte Leben, Haus und Hof sein. Oder aber die Enttäuschung, dass doch nicht alles gut wurde. Die Trauer ist ein wichtiger Moment, ohne Trauer gibt es kein Loslassen und dieses ist ähnlich wie bei einem Todesfall wichtig, um die letzte Stufe zu gehen. In der Trauer bleiben Paar, so erlebe ich es in der Praxis, öfters stecken. Um die Trauer nicht zu spüren, flüchten sie in idealisierte Fantasien der vergangenen Beziehung.
- Neuorientierung: In dieser Phase geht es um ein neues Lebenskonzept, die alte Beziehung hinter sich zulassen, klar zu werden was man stattdessen will und JA zu einem anderen Leben zu sagen. Ab diesem Moment sind viele Menschen wieder bereit zu daten oder widmen sich erstmal individuellen Projekten.
Wie kann das Wissen um diese Phasen helfen?
Ich erlebe in der Beratung immer wieder, dass Menschen verwundert sind, dass es dazu Theorien gibt, wenn ich diese aber aufzeige, verstehen sie sich manchmal dadurch selbst besser. Aus dem individuellen Leid wird dann ein kollektives Verstehen, indem deutlich wird das die meisten Menschen solche Phasen durchlaufen, und jede davon sinnvoll ist um am Ende in einem neuen Leben anzukommen.
Sie stecken in einer solchen Phase fest und brauchen Hilfe?