Der typische Satz „Schatz wir müssen reden“, löst bei vielen Paaren bereits einen Fluchtreflex aus. Es gibt Möglichkeiten in Beziehungen gute Gespräche zu führen, die Intimität fördern, echte Lösungen (Kompromisse, Konsent, Konsens) möglich machen, sodass alle sich gesehen fühlen.
GFK- Gewaltfreie Kommunikation
Ist ein Konzept aus der Psychotherapie von Marshall B. Rosenberg, dass Konflikte lösen soll, um das Vertrauen zu stärken. Zentral sind die Annahmen von:
- Freiwilligkeit
- Empathie als Voraussetzung für gelingende Kommunikation
- Blick auf Gefühle und Bedürfnisse hinter dem Gesagten
Das Menschenbild von Rosenberg nimmt an, das jeder Mensch gerne gibt, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind (z. B. die Anfrage als Bitte formuliert ist und nicht als Forderung, er nicht den Eindruck hat, dadurch eine Pflicht abzuarbeiten oder den anderen in eine Pflicht zu setzen und so weiter). Gewalt ist demnach eine dramatische Ausprägung von unerfüllten Bedürfnissen.
Wie geht das?
Die Kommunikation bzw. das was gesagt werden soll, wird in verschiedene 4 Häppchen aufgeteilt. Diese wirken erstmal ungewohnt und umständlich, sie brauchen etwas Übung, bis diese Art zu Kommunizieren in Fleisch & Blut über geht. Voraussetzung ist, dass die sprechende Person Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen hat. Im Internet finden sich teilweise Listen, die aufzeigen welches Bedürfnis hinter welchem Gefühl steckt.
- Beobachtung: eine beobachtbare/s Handlung/Verhalten des anderen zu beschreiben ohne zu werten „wenn ich sehe, dass die Tür auf ist…“
- Gefühl: Danach wird das Gefühl was aus der Beobachtung entsteht beschrieben „…fühle ich mich ängstlich..“
- Bedürfnis: Das zentrale und universelle Bedürfnis wird beschrieben „…da mir Sicherheit wichtig ist…“
- Bitte: Aus dem Bedürfnis resultiert eine Bitte, die dann formuliert wird. „…bitte schließe doch die Tür beim reinkommen.“
Alternative zur GFK- Harvard-Konzept
Dieses Konzept kommt weniger aus der Pädagogik, sondern mehr aus Unternehmensführungen und wurde für Verhandlungen entwickelt, es stammt aus der Feder von Roger Fisher. Ziel ist in Verhandlungen keinen Gewinner & Verlierer zur erzeugen, sondern eine Win-Win-Situation. Grundsätzlich sind folgende Annahmen zentral:
- Menschen sind nicht ihre Probleme
- Was sind die Bedürfnisse hinter den Positionen?
- Möglichkeiten statt Tunnelblick
- Faire Kriterien
Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes sind:
- Trennung von Sach- und Beziehungsebene: Um was geht es wirklich? Über Sachebene sprechen
- Auf Interessen konzentrieren, nicht auf Positionen: Bedürfnisse & Wünsche benennen, was ist wem wirklich wichtig?
- Möglichkeiten, die win-win erzeugen: Für und wieder der Interessen abwägen, Alternativen eruieren die von dem eigenen Interesse abweichen
- objektive Kriterien für die Übereinkunft festlegen: wie haben alle das Gefühl fair behandelt zu werden? Wer verpflichtet sich abschließend zu was?
In diesem Konzept geht es (wie bei GFK) um aktives Zuhören, d.h. zusammenzufassen was gesagt wurde, um zu klären ob alles passend verstanden wurde, nachfragen falls etwas unklar ist. Ungünstige Verhaltensweisen sind dabei bewerten, befehlen, überreden, warnen und drohen.
Nachteil ist, finde ich, dass das Konzept schon eine gute Kommunikationskompetenz voraussetzt und so nicht so griffig ist wie GFK.
Kritisch an beiden Modellen wird gesehen, dass auf weitgehende Konfrontation verzichtet wird. In manchen Situationen ist es wichtig direkt zu sein z.B. wenn die Beziehungsperson eine deutliche Grenze überschritten hat.