Rezension Teil I zu Polysecure von Jessica Fern

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Ich habe die Rezension in mehrere Teile aufgegliedert und fasse heute nur den ersten Teil zusammen, indem es um die Bindungstheorie geht. Frau Fern sieht das als Ausgangspunkt für unsere späteren Beziehungsmuster und Verhaltensweisen.
Für mich als Pädagogin und systemische Therapeutin waren die Bindungstheorien jetzt nichts Neues, auch den Zusammenhang den sie zu Traumatisierungen herstellt waren mir bekannt.
Insgesamt beschreibt sie aber komplexe Wechselwirkungszusammenhänge auch für den Laien gut verständlich, ohne dabei wertend zu sein. Gleichzeitig ist das Buch definitiv auch für Fachpersonen geeignet, da sie eine Erweiterung der Bindungstheorien vornimmt. Die Sprache die sie verwendet ist einfach zu verstehen, inklusiv und sensibel. Ebenso weißt sie auf die Gefahren hin, die damit einhergehen, wenn man versucht sich einem Bindungsstil zu zuordnen und bleibt so sehr differenziert.
Gut gefallen hat mir, dass in der Allgemeingesellschaft ein unsicherer Bindungsstil vor allem defizitär betrachtet wird. Jessica Fern schafft es auch die Ressourcen & Nützlichkeiten aus Unsicherheiten herauszuarbeiten, die aber natürlich mindestens zwei Seiten der Medaille haben.
Sie bietet dabei eine differenzierteren Blick auf Unsicherheiten in der Bindung, ohne Schuldzuweisung an Eltern, indem sie auch beschreibt das Themen wie Marginalisierung, Armut & transgernerationale unbearbeitete Traumata zu Schwierigkeiten führen können, die keinen willentlichen Ursprung im Versagen von Eltern hat.
Durch die genaue Beschreibung von stabilen und instabilem Elternverhalten, kann man recht leicht in die eigene Kindheit schauen, um zu vergleichen.
Durch gezielte Grafiken kann man ebenso einfach seinen vorherrschenden Bindungsstil identifizieren.

Sie widmet sich mit diesem Buch einer Verbindung die bisher wenig erforscht und beschrieben ist, nämlich was Bindung & Traumatisierung mit Non-Monogamie zu tun haben, bleibt dabei wissenschaftlich sachlich und zitiert Studien, die hilfreich sein können.
In einem zweiten Beitrag wird es dann konkreter um das Thema konsensuelle Non-Monogamie gehen.